Eine weltweite Studie von Großstädten fasst die aktuellsten Forschungsergebnisse zu integrativen und nachhaltigen Verkehrskonzepten als Leitfaden für Entscheidungsträger zusammen. Die Attraktivität und Sicherheit von Fußgängern, Fahrradfahrern und dem öffentlichen Verkehr in Metropolen weltweit stehen dabei im Zentrum.

Hintergrund

„Cities safer by design“ ist ein allgemeiner integrativer Leitfaden für Städte und Kommunen, der auf der Basis von neuen weltweiten Forschungsergebnissen Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtdesigns im Bereich Verkehr empfiehlt. Das Ziel ist es, Städte gesünder und sicherer für alle, insbesondere für die schwächsten Verkehrsteilnehmer, für Fußgänger und Radfahrer, zu machen. Die Empfehlungen eignen sich nicht nur zur Anwendung in Stadtteilen, die neu gebaut werden, sondern sie lassen sich auch nachträglich in das Stadtdesign integrieren.

Die Wissenschaftler untersuchten den Verkehr und die Straßengestaltung in zahlreichen Großstädten weltweit und sammelten Daten aus zahlreichen anderen Quellen. Neben der räumlichen Gestaltung von Verkehr und Umgebung, wird auch die Rolle der Gesetzgebung anerkannt und betont, dass nachhaltige Verkehrsplanung immer in die Planung von anderen Bereichen wie Energie und Umwelt integriert werden muss.

Zentrale Elemente im Stadtdesign

Unter diesem Kapitel wird besprochen, wie die Aspekte Größe der Häuserblocks, Vernetzung der Straßen und deren Breite, sowie Zugänglichkeit und Bevölkerungsdichte, zur Verbesserung der Sicherheit beitragen kann. Lange Häuserblocks und breite Fahrbahnen führen im Allgemeinen zu höheren Geschwindigkeiten des motorisierten Verkehrs, was die Unfallwahrscheinlichkeit erhöht und deshalb zu vermeiden ist. Langfristige Pläne sollten das Ziel haben, dass die Hierarchie im Verkehr Fußgänger und Radfahrer klar priorisiert.

Entscheidend sind des Weiteren Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, denn je langsamer der Verkehr fließt, desto wahrscheinlicher ist es, dass Unfälle vermieden werden können. Zu diesen Maßnahmen zählen Bodenschwellen, Verschwenkungen, erhöhte Fußgängerüberwege, Kreisverkehre, etc., die nicht nur die Verkehrsgeschwindigkeit reduzieren sondern auch positiv zur Ästhetik des öffentlichen Raumes beitragen können. Die verschiedenen Elemente werden gezielt eingesetzt, um das Straßendesign vor allem in Bereichen mit Schulen, Parks, Gemeinschafts- und Einkaufszentren zu verändern. Sie eignen sich, um in Kombination mit anderen Maßnahmen wie geteilter Straßennutzung oder breiterer Gehwege und Fahrradspuren, für ein integratives Straßendesign zu sorgen.

Hauptverkehrskorridore und Kreuzungen

Dadurch dass Hauptverkehrsadern meist für den motorisierten Verkehr konzipiert sind, sind dort höhere Geschwindigkeiten erlaubt und das Verkehrsaufkommen ist hoch. Deshalb besteht dort meist eine größere Unfallgefahr als in anderen Straßen. Um die Sicherheit auf diesen Straßen zu erhöhen, empfiehlt es sich bei der Gestaltung von Kreuzungen das Verhalten und die Ströme von Fußgängern mit einzubeziehen. Das beinhaltet die Einrichtung von Mittelstreifen und Mittelinseln.

Fußgängerbereiche und Zugang zum öffentlichen Raum

Obwohl im Prinzip alle Wege zu Fuß beginnen und enden, wurden und werden Fußgänger in der Verkehrsplanung regelmäßig übersehen. Die Verbesserung der Verkehrssicherheit kann deshalb nur erfolgen, wenn die Sicherheit für Fußgänger verbessert wird. Die Situation von Fußgängern sollte nicht nur verbessert werden, weil viele Menschen zu Fuß unterwegs sind, sondern auch, weil mehr Sicherheit für Fußgänger das zu Fuß gehen attraktiver macht. Gehen dadurch mehr Menschen zu Fuß trägt das positiv zu ihrer Gesundheit und ihrem Einfluss auf die natürliche und kommerzielle Umwelt bei. In vielen Städten in Entwicklungsländern ist jedoch das Gegenteil der Fall: Der Anstieg an Autofahrern führt zur Umwandlung von Gehwegen und öffentlichen Räumen zu Parkplätzen. Dieser Trend hat höchstwahrscheinlich einen Anstieg an Unfall- und Todeszahlen für Fußgänger zur Folge. Sicherere Gehwege, die angemessen unterhalten werden, der Ausbau von Fußgängerbereichen und –zonen, sowie sichererer Zugang zu Lern- und Spielstätten, Plätzen sind Maßnahmen um dies zu erreichen. Jeder Plan, der ernsthaft beabsichtigt, die Sicherheit im Stadtverkehr zu verbessern, muss die Sicherheit von Fußgängern thematisieren.

Infrastruktur für Fahrradfahrer

Die Situation in vielen Großstädten ist für Radfahrer prekär. Der Mangel an Raum für Radfahrer erhöht die Gefahr, im Verkehr zu verunglücken. Zentrale Elemente für ein sicheres Radfahrsystem sind Fahrradspuren, Radwege, besondere Sicherheitsmaßnahmen für Radfahrer an Haltestellen und Kreuzungen, sowie Fahrradampeln. Je mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind, desto höher ist deren empfundene Sicherheit. Um diese aktiv zu erhöhen, sollte das Sichtverhältnis zwischen Fahrradfahrern und Fahrzeugführern verbessert werden. Des Weiteren ist es von Bedeutung, das Konfliktpotenzial zwischen den Verkehrsteilnehmern an Kreuzungen durch eindeutige Markierungen und Ausschilderungen zu verringern.

Sicherer Zugang zu Haltestellen des öffentlichen Verkehrs

Der öffentliche Verkehr befördert die meisten Menschen am sichersten im Vergleich zu anderen Verkehrsarten. Priorität für diesen und ein durchdachtes und gut organisiertes Netzwerk von öffentlichen Verkehrsmitteln in Kombination mit Fuß- und Radwegen sind dafür ausschlaggebend. Das größte Risiko in Übergangsbereichen von Gehwegen zu Haltestellen und umgekehrt geht von der räumlichen Gestaltung mehr als von der Verkehrsart (Bus oder Zug) oder der Lokalität aus. Viele Sicherheitsmaßnahmen an Kreuzungen, Übergangsstationen und Haltestellen, sowie an Fußgängerüberwegen und Haltestellen mit Verkehrsinseln, die für den Busverkehr angewendet werden, können auch im Zugverkehr Anwendung finden und umgekehrt.

Hannah Thein

Quelle:

www.wri.org/

In Kürze

Eine neue weltweite Studie weist auf Mängel im Bereich nachhaltiger Verkehr in großen Metropolen hin. Verschiedene zentrale Elemente im Stadtdesign, Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, Zugang zu öffentlichen Räumen und weitere Aspekte werden untersucht. Aus diesen Ergebnissen wurden Verkehrskonzepte zur Orientierung für städtische Entscheidungsträger entwickelt. Ziele sind sowohl Sicherheit und Lebensqualität für die Menschen, aber auch die Nachhaltigkeit im Bereich Verkehr zu steigern.

 

Dieser Artikel von Hannah Thein ist in mobilogisch! , der Vierteljahres-Zeitschrift für Ökologie, Politik und Bewegung, Heft 1/2016, erschienen. 

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